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Pastorale Informationen
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© Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn

Die Zukunft der territorialen Seelsorge

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ ist in den kommenden Jahren im Erzbistum Paderborn ein wichtiger Teil der pastoralen Neuorientierung.

Es gründet auf dem Zukunftsbild, den Ergebnissen des diözesanen Schlüsselthemas „Pastorale Räume weiter-denken“ und dem Zielbildes 2030 +. In den Jahren 2022/23 durchlief das Modell einen diözesanen Verständigungsprozess mit unterschiedlichen Beteiligungsformaten und Resonanzmöglichkeiten.

 

Im Folgenden wird das Modell kurz vorgestellt. Zugleich finden Sie hier umfangreiches Material (Präsentationen, Clip, Arbeitshilfen, FAQs etc.), um sich mit dem Modell näher vertraut zu machen und die Umsetzung vor Ort zu gestalten.

Einordnung und aktuelle Situation

Derzeit sind diözesanweit folgende Entwicklungen wahrzunehmen:

  • Das Pastorale Personal wird in den kommenden zehn Jahren massiv zurückgehen.
  • Ein solcher Rückgang ist ebenso beim ehrenamtlichen Engagement zu sehen.
  • Die Teilnahme am gemeindlichen Leben und an den Gottesdiensten ist seit Jahrzehnten rückläufig.
  • Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit sowie die Corona-Pandemie haben diesen Prozess stark beschleunigt.
  • Für viele Menschen haben unsere klassischen Gemeindestrukturen und Pfarreigrenzen keine Bedeutung mehr.

Es ist deutlich zu spüren: Es gibt kein weiter so!

 

Fazit: Es braucht keine „Mangelverwaltung“, sondern eine grundlegende Neuausrichtung der Pastoral, die sich an den Lebensthemen der Menschen orientiert. Ein Paradigmenwechsel von einer ortsgebundenen zu einer themenorientierten Pastoral ist notwendig.

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Wenn Sie direkt einen Blick in die zentralen Aussagen zum Modell werfen möchten, empfehlen wir dieses PDF zum Download. Dies und andere Materialien finden Sie auch unten in der Materialliste.

Grundaussagen des Modells

Das Zielbild 2030+ für der Erzbistum Paderborn formuliert zwei Grundausrichtungen, die die Pastoral künftig prägen sollen:

Wir gewinnen Zukunft aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums und aus unserem Einsatz für die Gesellschaft.

1. Pastorale Schwerpunkte setzen

Aus diesen beiden Polen pastoralen Handelns sollen in den Pastoralen Räumen künftig jeweils ein missionarischer und ein diakonischer Schwerpunkt gesetzt werden.

Beim missionarischen Schwerpunkt geht es darum, Menschen neu mit Evangelium in Berührung bringen.

Der diakonische Schwerpunkt bietet Menschen konkrete Hilfen in schwierigen Lebenssituationen an.

Beide Schwerpunkte knüpfen an wichtigen Themen an, die Menschen im Sozialraum bewegen, und erreichen konkrete Zielgruppen.

Solche missionarischen Schwerpunkte können z.B. sein: „Mit Familien das Evangelium entdecken“ (Zielgruppe Familie); „Zurück ins Leben finden“ (Zielgruppe Trauernde), „Start ins Leben“ (Zielgruppen: Kinder und Jugendliche, Berufsanfänger, junge Eltern, Neugeborene etc.);

Mögliche diakonische Schwerpunkte könnten sein: „Respektvolles Zusammenleben“ (mögliche Zielgruppen bzw. immanente Themen: Migration, Integration, generationenübergreifendes Zusammenleben etc.); „Gemeinsam statt einsam“ (mögliche Zielgruppen bzw. immanente Themen: Integration, Alterseinsamkeit, Mobbing (in der Schule), Alleinstehende/Verwitwete etc.); „Dazugehören“ (mögliche Zielgruppen bzw. immanente Themen: Menschen in prekären Lebenssituationen, Migranten, Integration, Pflegebedürftige, Obdachlose, Mobbing, Nachbarschaftsinitiativen etc.); „Aktiv bleiben“ (Zielgruppen bzw. immanente Themen: den Ruhestand gestalten, ehrenamtliches Engagement im Alter etc.);

Entscheidend für die Themen der Schwerpunkte sind aber immer die konkreten Lebensthemen, die viele Menschen vor Ort bewegen. Dabei gilt es, den oft binnenkirchlichen Blick auf alle Menschen, die im Sozialraum wohnen, zu weiten!

Die missionarischen und diakonischen Schwerpunkte vernetzen Engagierte dezentral und sozialraumorientiert in der Fläche des Pastoralen Raumes und sind an den Orten präsent, an denen sich das Leben abspielt.

Die Orte, Einrichtungen und Plätze, die im alltäglichen Leben der Menschen eine besondere Rolle spielen (z.B. KiTa, Schule, HOT, Tafel, Kleiderkammer, Bahnhof, Freizeitorte, Sportstätten, Flüchtlingsunterkunft etc.), werden dabei mehr in den Blick genommen als „kirchengemeindliche“ Orte (wie z.B. Kirchen oder Pfarrheime).

Haupt- und ehrenamtlich Engagierte entscheiden, entwickeln und gestalten die Schwerpunkte gemeinsam.

Im Schwerpunkt vernetzen sich Einrichtungen, Kategorialseelsorge, Initiativen, Verbände und Projekte aus Kirche und Gesellschaft…

In der Regel übernimmt ein Mitglied des Pastoralteams die Verantwortung für den jeweiligen Schwerpunkt.

Pastorale Grunddienste (Katechese, Begräbnisdienste, Schule, Sakramentenvorbereitung etc.), die Berührungen zum Schwerpunkt-Thema haben, werden möglichst integriert und auf den Schwerpunkt hin (also missionarisch bzw. diakonisch) ausgerichtet.

Was verstehen wir unter pastoralen "Schwerpunkten"?

  • das, worauf ein besonderes Gewicht gelegt wird
  • der Bereich, wo mehr „hineingegeben“ wird
  • der Ort, wo sich etwas konzentriert
  • Er zeigt für alle deutlich erkennbar, wofür Kirche vor Ort steht.
  • Er ist auf den Sozialraum ausgerichtet.
  • Er hat Priorität.
  • Er wagt sich auch an für die Pastoral bisher eher unbekannte, ungewohnte oder fremde Orte, die Lebensorte von Menschen sind.
  • Er ist ein Hauptanliegen, das durch ein Paket an Maßnahmen auf unterschiedliche Menschen und Zielgruppen hin konkretisiert wird.
  • Er zeichnet sich durch einen entsprechenden Ressourceneinsatz (haupt- und ehrenamtliches Engagement, Finanzen, Gebäude etc.) aus.
  • Er ist ein Kompass, der eine grundsätzliche Orientierung für alle pastoralen Aufgabenfelder bietet.
  • Er wendet sich Menschen in Notlagen und schwierigen Lebenssituationen zu. 
  • Er gibt Menschen eine konkrete Hilfe zum Leben.  
  • Er orientiert sich daran, wie Jesus mit den Menschen umging. 
  • Er leistet einen Dienst an den Menschen, unabhängig von ihrer Religion und Kultur.
  • Er ist unverzweckt.
  • Er vermittelt Menschen eine Ahnung von Gott.
  • Er berührt sensibel mit dem Evangelium. 
  • Er ist segensreich.
  • Er bietet ein Mehr an Leben an: Lebensmut, Hoffnung, Zuversicht, Gottvertrauen…
  • Er hat Kontakt zu Menschen, die in den Pastoralen Räumen häufig nicht (mehr) oder nur punktuell 

Muss nicht ein missionarischer Schwerpunkt auch diakonische Elemente haben? Und kann nicht auch ein diakonischer Schwerpunkt missionarisch wirken? Und gehören nicht überhaupt alle vier Grundvollzüge der Kirche eng zusammen? 

Ja! Und bei einem „missionarischen“ Schwerpunkt steht die „Berührung mit dem Evangelium“ im allerersten Fokus und bei einem „diakonischen“ Schwerpunkt geht es zuerst darum „für Menschen in Notlagen und schwierigen Lebenssituationen konkrete Hilfen anzubieten“. 

Um einen Schwerpunkt inhaltlich und in Bezug auf unterschiedliche Zielgruppen möglichst weit zu fassen, sollte nach den größeren Themen hinter den ersten Ideen gefragt werden:

Missionarische Schwerpunkte:

Z.B. erste Idee „Wir entwickeln eine Familienkirche“ – Thema dahinter ist aber deutlich größer „Mit Familien das Evangelium entdecken“ und kann Schulen, KiTas, Familienkreise, Kinderfreizeiten, Lebens- und Freizeitorte von Familien etc. umfassen – Orte also, wo Familien angetroffen werden können. 

Grunddienste, die einen Bezug zum Schwerpunktthema haben, können hier integriert werden: z.B. Tauf- und Erstkommunionvorbereitung , Kinder- und Jugendarbeit

Diakonische Schwerpunkte:

Z.B. erste Idee „Wir richten eine Kleiderkammer ein“ – das Thema dahinter ist aber deutlich größer „Menschen in prekären Lebenssituationen konkrete Hilfe anbieten“ und schließt dann auch Themen wie Migration und Integration, Altersarmut und Kinderarmut, Teilhabe und Leben am gesellschaftlichen Rand, Obdachlosigkeit oder auch Suchterkrankungen etc. ein.

Z.B. erste Idee „Wir eröffnen ein Trauercafe“ – das Thema dahinter ist aber deutlich größer „Menschen in schwierigen Situationen Gemeinschaft anbieten“ und schließt dann auch Themen wie Alleinerziehende, Mobbing unter Kindern, Integration, Ausgegrenzt werden, Fremd in der Nachbarschaft etc. ein. 

Grunddienste, die einen Bezug zum Schwerpunktthema haben, können auch hier integriert werden: z.B. Seniorenarbeit, Kontakt zur Caritaskonferenzen, Kondolenzbesuche, KiTa-Kontakt etc.

Er vermittelt Menschen eine Ahnung von Gott und berührt sensibel mit dem Evangelium. 

  • Er greift Lebensthemen auf
  • vernetzt Engagierte und ist an „Lebensorten“ präsent
  • integriert Grunddienste und richtet sie nach dem Schwerpunkt aus
  • bindet ggf. Schwerpunktgebäude ein

Beispiel:

Missionarischer Schwerpunkt:

„Mit Familien das Evangelium entdecken!“

Lebensthema: Familie

KiTa, Schule, Freizeitorte…

Grunddienst „Erstkommunionvorbereitung“ am Schwerpunkt ausgerichtet: Mit Familien das Evangelium entdecken!

Schwerpunktgebäude: Familienkirche

Er wendet sich Menschen in Notlagen und schwierigen Lebenssituationen zu und gibt konkrete Hilfe zum Leben.  

  • Er greift schwierige Lebenssituationen von Menschen im Sozialraum auf
  • vernetzt Engagierte und ist an „Lebensorten“ präsent
  • integriert Grunddienste und richtet sie nach dem Schwerpunkt aus
  • bindet ggf. Schwerpunktgebäude ein

Beispiel:

„Armut bekämpfen!“

Lebensthema: Armut

Tafel, Kleiderkammer, Bahnhofsmission, Sozialamt, HOT, KiTa, Schule, Flüchtlings-unterkunft…

Grunddienste einbinden: Begleitung von Caritas-konferenzen, Kontakt zu KiTas, Kontakt zu Team der Tafel…

Seniorentreffpunkt „Lebenszeit“ – Initiative gegen Altersarmut (Schwerpunktgebäude Pfarrheim)

2. Ausgewiesene Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente

In den kommenden Jahren sollen in den Pastoralen Räumen verlässliche Orte für Eucharistie und Sakramenteausgewiesen werden. Diese Orte verstehen sich als zentrale Orte im Pastoralen Raum.

Die Anzahl dieser „ausgewiesenen Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und der Sakramente“ wird an die Anzahl der Priester im aktiven Dienst sowie ihrer Stellenumfänge gekoppelt.

In allen anderen Gemeinden wird sonntags die Wort-Gottes-Feier und/oder andere unterschiedliche Gottesdienstformen etabliert. Eucharistiefeiern finden dort nur zu besonderen Anlässen statt und wenn sie andere Akzente setzen und andere Zielgruppen erreichen als normalerweise im Gottesdienst anzutreffen sind.

Ziel ist es, Potentiale für neue Wege in der Pastoral freizumachen (z.B. Schwerpunkte, neue Zielgruppen, pastorale Orte und Gelegenheiten).

Wie kommt man zu ausgewiesenen Orten 
für die Feier der Eucharistie und die Spendung der Sakramente?

  • Wo sind die meisten Gottesdienstbesuche?
  • Welche Kirchen sind für Gläubige aus anderen Gemeinden jeweils gut erreichbar?
  • Welche Kirchen haben eine unterschiedliche ästhetische Ausstrahlung, um jeweils unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen?
  • Abstimmen mit Gottesdienstbesuchern und Gremien: Wo würde ich hingehen, wenn nicht in meine eigene Kirche/Gemeinde?
  • In der Regel ist die Kirche am Sitz des Leiters gesetzt, außer die Ergebnisse der Fragen und Überlegungen zuvor ergeben andere Notwendigkeiten.

3. Ehrenamt

Einzelne Gemeinden leben künftig also noch stärker als bisher vom eigenverantwortlichen und selbstorganisierten ehrenamtlichen Engagement – auch im liturgischen Bereich.

Das Einbringen der eigenen Potentiale, Fähigkeiten und Interessen ist wichtig und gewünscht, so dass sich die Gemeinden von versorgten zu selbstsorgenden Einheiten entwickeln können, in denen Christinnen und Christen ihren Glauben leben können.

Dazu braucht es eine transparente und verbindliche Übertragung von Verantwortung und Entscheidungskompetenzen.

Die Neuausrichtung der territorialen Seelsorge ermöglicht ehrenamtliches Engagement sowohl am Wohnort als auch auf Ebene des Pastoralen Raumes, sowohl im gewohnten Gemeindeleben als auch in den Themen der Schwerpunkte.

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ erhofft sich gerade in den pastoralen Schwerpunkten neues Engagement von Menschen, die sich hier für ihre Themen engagieren.

Eine der Hauptaufgaben des Pastoralteams besteht in der Förderung, Begleitung, Fortbildung und Vernetzung ehrenamtlichen Engagements.

4. Mehr Kooperationen und Vernetzung

Wer sich für Menschen und ihre Bedürfnisse einsetzt, wird feststellen, dass es auch andere Gruppierungen, Vereine und Institutionen in- und außerhalb der Kirche gibt, die ähnliche Ansätze verfolgen. Kann man mit ihnen zusammenarbeiten? Wo passt man zusammen und wo vielleicht auch nicht?

Es geht darum, gemeinsam für Menschen etwas zu erreichen, nicht allein um reinen Informationsaustausch. Es geht darum, Netzwerke zu gründen und/oder sich in bestehende Netzwerke einzubringen.

Es geht um Netzwerke, die über binnenkirchlichen Raum hinausgehen. Im Netzwerk erfährt man voneinander, aber man kann auch Aufgaben miteinander oder füreinander übernehmen.

Beispiele: Projekt zur Bekämpfung von Einsamkeit, Familien- und Jugendpastoral, Initiativen zur Armutsbekämpfung, Initiativen für Integration, Quartiersentwicklung, Initiativen zur Begleitung von Menschen in Sterbe- und Trauersituationen etc.

Aber auch im binnenkirchlichen Raum braucht es künftig noch mehr Vernetzungen und Kooperationen, um Synergien zu nutzen: zum Beispiel bei der Zusammenarbeit innerhalb des Dekanates bei Grunddiensten wie z.B. Sakramentenvorbereitung und Beerdigungen.

Allgemeine Fragestellungen/ FAQ zum pastoralen Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ für das Erzbistum Paderborn

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ setzt auf ehrenamtliches Engagement sowohl in den missionarischen und diakonischen Schwerpunkten als auch in klassischen gemeindlichen Engagementfeldern, sowohl zentral als auch vernetzt dezentral.

Das Modell kann dort, wo es die Entwicklungen erfordern, auch auf mehrere Pastorale Räume gemeinsam oder ein ganzes Dekanat hin gedacht werden: z.B. in Bezug auf verlässliche Orte für die Eucharistie und gemeinsame missionarische und diakonische Schwerpunkte.

Für eine solche Entscheidung vor Ort ist es hilfreich, sowohl das perspektivische Potential an ehrenamtlichem Engagement als auch die perspektivische personelle Entwicklung beim pastoralen Personal in den Pastoralen Räumen realistisch zu betrachten.

Den Dekanaten kommt dabei eine wichtige vernetzende Rolle zu.

Es ist sinnvoll und zukunftsweisend, im städtischen Raum die „Stadt als Ganze“ mehr gemeinsam in den Blick zu nehmen und z.B. gemeinsam verlässliche Orte für die Eucharistie und Sakramente sowie missionarische und diakonische Schwerpunkte zu identifizieren und entwickeln, und weniger entsprechende Einzellösungen in den Pastoralen Räumen innerhalb einer Stadt zu finden.

Im Erzbistum Paderborn gibt es eine Ungleichzeitigkeit in Bezug auf Beteilungsformate ehrenamtlicher Mitverantwortung. Zudem ist für das Gelingen der Schwerpunkte eine realistische Einschätzung von wichtigen Lebensthemen im Sozialraum wichtig.

Folgende Vor- und Nachrangigkeiten können daher hilfreich sein:
– In Bezug auf die Festlegung von missionarischen und diakonischen Schwerpunkten braucht es mehr Beteiligung von Zielgruppen und möglichen Kooperationspartnern – auch aus dem Sozialraum und weniger alleinige (und rein binnenkirchliche) Überlegungen und Entscheidungsprozesse im Pastoralteam und in pastoralen Gremien.

– In Bezug auf die Festlegung der ausgewiesenen Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente braucht es mehr Einbindung von pastoralen Gremien und Gottesdienstfeiernden und weniger alleinige Entscheidungen des Pastoralteams.

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ ist auch ohne Fusionen umsetzbar. Es hat zentrale und dezentrale Elemente in Bezug auf die Fläche des Raumes.

Es ist jedoch sinnvoll, wenn sich pastorale Struktur und Struktur der Vermögensverwaltung mehr entsprechen, um so vor Ort die Finanzen zielgerichteter in pastorale Schwerpunkte und ausgewiesene Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente lenken zu können, und sich weniger mit einer kleinteiligen Struktur sowohl ehrenamtlich als auch finanziell zu „verausgaben“, die pastoral nicht zukunftsfähig ist.

Die Bereitschaft, „Liebgewordenes“ in der Pastoral aufzugeben, wächst vor allem aus der Erfahrung, dass andere Wege zukunftsfähiger sind.

Enttäuschung über Veränderungen und Abbrüche können vor allem dort aufgefangen werden, wo attraktive neue Wege in der Pastoral „neue“ Menschen erreichen und Vertrautes zugleich in Eigenverantwortung weitergeführt werden kann.

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ möchte beides zugleich ermöglichen.

Nicht selten sind mangelnde Motivation für Neuorientierungen in einem Gefühl der Unsicherheit und Unklarheit sowie einer Angst vor Abbrüchen begründet. 

Nach den starken Abbrüchen durch die Vertrauenskrise der Kirche und durch Corona braucht es für die Motivation von haupt- und ehrenamtlich Engagierten jetzt mehr Sicherheit und Klarheit in der Umsetzung von konkreten „Bildern“ für die „künftige Pastoral im Territorium“ und Unterstützung bei der Entwicklung entsprechender Konzepte.

Die Vertrauenskrise der Kirche, Säkularisierungstendenzen in unserer Gesellschaft sowie die Auswirkungen der Coronapandemie haben im kirchlichen und gottesdienstlichen Leben sowie im Engagement der Menschen zu unvergleichlichen Abbrüchen und starken Verunsicherungen geführt.

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ versucht, auch auf solche Abbrüche zu antworten und durch verlässliche Orte für die Eucharistie und Sakramente und Schwerpunktsetzungen in der Pastoral zukunftsfähige und attraktive Wege aufzuzeigen, an denen Menschen mit ihren Lebens- und Glaubensthemen „andocken“ können.

Missionarische und diakonische Schwerpunkte entwickeln sich aus den Lebensthemen der Menschen im Sozialraum. Sie sind daher dezentral vernetzt. Keinesfalls sollen sich solche Schwerpunkte an Schwerpunktgebäuden konzentrieren oder gar zentralisieren. Schwerpunktgebäude können aber ein wichtiger einzelner Baustein in einem Gesamtkonzept des missionarischen bzw. diakonischen Schwerpunktes sein.

– Folgende Prioritäten und Nachrangigkeiten können hilfreich sein:                                                            

Schwerpunkte knüpfen mehr an den Lebensorten von Menschen im Sozialraum (KiTa, Schule, Freizeitorte, Seniorenheime, Tafeln…) an und weniger an Kirchorten (Kirchen, Pfarrheime…).

Menschen brauchen vor allem die Erfahrung, dass es in der Pastoral um sie und ihre „großen“ Lebensthemen geht (z.B. Familie werden – Familie sein, Trauer, Altwerden, Integration, Berufsleben, Work-Life-Balance, Umwelt und Klima, Zukunftssorge, Einsam-sein, Teilhaben, am Existenzminimum leben, Krankheit, Halt-suchen, Sicherheit, Ruhestand etc.). 

Auch eine solche Pastoral braucht sicher Orte. Vor allem nimmt sie Orte in den Blick, an den sich das alltägliche Leben abspielt. Sie orientiert sich mehr an den Lebensthemen und Lebensorten weniger an Kirch-Orten. 

Darüber hinaus braucht es auch ein stärkeres Zusammendenken von territorialer Pastoral und Digitalisierung.

Das pastorale Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ knüpft mit einer verlässlichen Feier der Eucharistie und Sakramente an ausgewiesenen Orten sowie mit missionarischen und diakonischen Schwerpunkten an den Glaubens- und Lebensthemen der Menschen in den Sozialräumen an und ist daher stark seelsorglich geprägt.

Die missionarischen und diakonischen Schwerpunkte brauchen genügend Weite in der Themensetzung, um verschiedene Zielgruppen in den Blick nehmen zu können. Z.B. betrifft das Thema „Einsamkeit“ ältere Menschen, aber auch junge Erwachsene oder Alleinerziehende und auch Geflüchtete, die keine Kontakt finden, Kinder etc.

Die Erfahrung zeigt, dass Angebote immer auf unterschiedliches Interesse oder Desinteresse stoßen. Zu groß sind auch die milieuspezifischen Unterschiede und Interessen, als dass man „alle“ mit einem Angebot erreichen könnte.

Auch wenn die „ausgewiesenen Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente“ jeweils ein anderes Profil haben sollten, so gibt es hier doch „liturgische Angebote“, die sich „an alle“ richten. 

Ebenso ist in diesem Zusammenhang an Grunddienste wie Sakramentenvorbereitung und -spendung etc. zu denken sowie an Feste und Veranstaltungen im Kirchenjahr wie Martinsumzüge, Kinderkrippenfeiern, die immer auch den Anspruch haben, „allen“ offen zu stehen und „alle“ zu erreichen. 

Das Model „Zukunft der territorialen Seelsorge“ ermöglicht eine Vielfalt von Engagementformen sowohl in den Schwerpunkten als auch in der Gestaltung des kirchlichen Lebens vor Ort, an unterschiedlichen Pastoralen Orten und zu verschiedenen Pastoralen Gelegenheiten.

Das Modellprojekt „Ehrenamtliche Mitverantwortung“ entwickelt Engagementformen für künftige gremiale Strukturen.

Das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ setzt auf ein Engagement, das sich an klar umrissenen Lebensthemen orientiert, in denen sich Menschen wiederfinden und in vielfältigen Formen und Möglichkeiten mit ihren Stärken und Charismen gestaltend einbringen können.
Daran knüpft sich die Hoffnung, dass es in solchen themenorientierten Schwerpunkten neues Engagement und „neue“ Engagierte geben wird. 

Erfahrungen zeigen, dass ehrenamtliches Engagement dort zunimmt, wo pastorale Schwerpunkte bei Lebensthemen (wie z.B. Glaube und Familie, Einsamkeit, Sterben und Trauer, Integration, prekäre Lebenssituationen etc.) gesetzt werden und sich Menschen dort gestaltend einbringen können. (Siehe Dokumentation „Kirche ohne Illusion“, Bonifatiuswerk, Paderborn 2023)

Perspektivisch setzt das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“ auf die Priester im aktiven Dienst. Daher sind neben den „ausgewiesenen Orten für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente“ nur weitgehend selbstorganisierte und eigenverantwortlich gestaltete liturgische Feiern in der Fläche des Pastoralen Raumes zukunftsfähig. Vorhandenes Potential sollte jetzt genutzt werden, um die Weichen in diese Richtung zu stellen.

Wenn dezentrale Eucharistiefeiern im Rahmen der „missionarischen und diakonischen Schwerpunkte“, an profilierten Pastoralen Orten und zu besonderen Anlässen gefeiert werden, können sie auch Menschen erreichen, die in gewohnten Gemeindestrukturen und an den Kirchorten meist nicht (mehr) angetroffen werden.

Unterschiedliche Profilierungen machen es unterschiedlichen Menschen leichter „ihren Ort“ zu finden. Auch die ausgewiesenen Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente sollen sich daher unterschiedlich profilieren (z.B. mit Blick auf die inhaltliche und musikalische Gestaltung der Liturgie). 

Solche Profilierungen der ausgewiesenen Orte sollen die „vorrangige Leitfrage“ sein, konkrete Zuständigkeiten von Priestern für einzelne ausgewiesene Orte sind dabei nachrangig.

Territoriale Seelsorge wird künftig eher themenorientiert und in diesem Sinn kategorial arbeiten. Das ermöglicht eine intensive Zusammenarbeit von kategorialer und territorialer Seelsorge, besonders in der Entwicklung und Umsetzung der missionarischen und diakonischen Schwerpunkte. Hier ist ein starkes Zusammenspiel von Territorium und Kategorie wichtig.

Für eine Umsetzung des Modells „Zukunft der territorialen Seelsorge“ braucht es eine breite Kommunikation auf allen Ebenen des Erzbistums. Dabei muss die „künftige Neuorientierung der Pastoral“ als „Bistumsstrategie“ erkennbar sein.

Diese Kommunikation erläutert die klare dezentrale Orientierung an den Lebensthemen der Menschen vor Ort, die Gestaltungsfreiräume für ehrenamtliches Engagement sowie motivierende pastorale Schwerpunktsetzungen und macht zugleich notwendige Zentralisierungen bei den „ausgewiesenen Orten für die verlässliche Feier der Eucharistie und Sakramente“ transparent. 

Sie beschreibt die Möglichkeiten, „liebgewordenes Gewohntes“  selbstorganisiert und eigenverantwortlich weiterzuführen, und wirbt zugleich für ein Engagement, das missionarische und diakonische Schwerpunkte setzt und mit vielen Gestaltungsfreiheiten wichtige Lebensthemen vor Ort in der Pastoral aufgreift.

So besteht die Chance, dass es nicht bei vermeintlich „schlechten Nachrichten“ bleibt, sondern zugleich neue Perspektiven für eine Pastoral der Zukunft wahrgenommen werden.

Um den Videoclip lokal speichern zu können, gehen Sie bitte auf diesen Link zum Herunterladen

Gerne stehen Ihnen folgende Personen für Fragen und Anregungen zur Verfügung

Stephan Lange

Abteilungsleiter Leben im Pastoralen Raum
Telefon: 05251 125 1595

Domplatz 15

33098 Paderborn

Tobias Heinrich

Pastorale Planung und Entwicklung
Telefon: 05251 125 1651

Mobil: 0170 3472207

Alina Sivaraj

Pastorale Planung und Entwicklung
Telefon: 05251 125 1163

Pfr. Günter Eickelmann

Pastorale Planung und Entwicklung,
Pastorale Orte und Gelegenheiten / Diakonische Pastoral
Telefon: 05251 125 1138
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