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Potenzialförderung

Das Zukunftsbild im Erzbistum Paderborn setzt an bei der Berufung aller Getauften – das ist insofern ungewöhnlich, als im landläufigen Verständnis „Berufung“ immer eine Spezialberufung meint für einen geistlichen Beruf, Priester, Ordensleute oder pastorale Laienberufe.

Die zahlreichen Berufungsgeschichten in der Bibel, die oft auch heute noch faszinieren, veranschaulichen auf vielfache Art und Weise, inwiefern sich ein Berufungsgeschehen zwischen Gott und Mensch ereignen kann. Viel zu oft wird dabei jedoch vergessen, dass Berufungsgeschichten nicht nur alte Erzählungen sind, sondern Gott auch heute noch Menschen beruft – und das an jedem einzelnen Tag.

Was hat Taufberufung mit Potenzialförderung zu tun?

Mit Blick auf eine praktische Umsetzung einer Theologie der Berufung wurde der Begriff der Potenzialförderung für das Erzbistum Paderborn wegweisend: Die Entdeckung und Realisierung der je eigenen Berufung hängt stark mit der Entfaltung der individuellen Talente und Begabungen, oder auch Charismen zusammen, die unter „Potenzial“ zusammengefasst werden (auch weil kirchliche Begriffe häufig falsch oder gar nicht verstanden werden und als „übergestülpt“ empfunden werden).

Das Zusammenspiel von Berufung und Potenzial ist gewissermaßen ein Dialog, eine Beziehung zwischen Gott und Mensch sowie zwischen Menschen. Gott ruft, indem er Potenziale in jedem Menschen anlegt, die darauf angelegt sind, in die Welt zu kommen. Damit entfaltet sich der Mensch und wird zu der Person, die er oder sie sein kann. Christlich gedeutet kann jede Potenzialentfaltung auch als aktive Antwort auf den Ruf Gottes verstanden werden.

Förderung und Entfaltung des eigenen Potenzials

Damit verfolgt die Theologie der Berufung das Ziel, das gleichzeitig eine zutiefst diakonische Aufgabe von Kirche ist, nach innen das Zugehörigkeitsgefühl, also die „corporate identity“ mit der Kirche und dem Glauben zu stärken. Nach außen hin geht es um die Aktivierung von Selbstwirksamkeit einer Person, was eine Zunahme von Lebensqualität bedeutet. Berufung ist also: die Förderung und Entfaltung des Potenzials des Einzelnen, um den Menschen ein gelingendes, einzigartiges und sinnstiftendes Leben zu ermöglichen – also ihres gottgewollten Menschseins.

Aus diesem Verständnis heraus versteht sich kirchliches Handeln im Erzbistum Paderborn in besonderer Weise so, Menschen darin zu unterstützen, ihre Potentiale zu entdecken, zu fördern, für andere einzusetzen – und ihnen eine Deutung anzubieten, diese Selbstentfaltung umfassend als eigene Berufung zu verstehen.

Kathrin Speckenheuer

Theologische Grundlagenarbeit
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